Helmi Ohlhagen

Painting & printmaking

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    Digitale Kunst trifft Willingshäuser Malerei

    26.08.—10.09.2023
    Kunsthalle Willingshausen
    © Foto: Anja Köhne, Kassel
    Kunst in Marburg 2020

    Kunst in Marburg 2020

    28.08.—15.10.2020
    Marburger Kunstverein
    © Foto: Anja Köhne, Kassel
    Metanarrativas — 1164,42 km

    Metanarrativas — 1164,42 km

    17.01.—05.03.2020
    Marburger Kunstverein
    © Foto: Christian Stein, Marburg
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    Digitale Kunst trifft Willingshäuser Malerei

    26.08.—10.09.2023
    Kunsthalle Willingshausen
    © Foto: Anja Köhne, Kassel
    Kunst in Marburg 2020

    Kunst in Marburg 2020

    28.08.—15.10.2020
    Marburger Kunstverein
    © Foto: Anja Köhne, Kassel
    Metanarrativas — 1164,42 km

    Metanarrativas — 1164,42 km

    17.01.—05.03.2020
    Marburger Kunstverein
    © Foto: Christian Stein, Marburg

    Helmi Ohlhagens Lichtkunstwerk Siebensiebenzwölfnullsieben

    von Christa Lichtenstern

    Marburg ehrt die heilige Elisabeth, durch die die Stadt in ihrer Geschichte fortwährend geprägt worden ist, mit einem weithin sichtbaren Zeichen, einem Zeichen, das durch das ganze Jubiläumsjahr 2007 hindurch leuchten wird, ja, das von jedermann per Telefonanruf noch verstärkt zum Leuchten gebracht werden kann. Ein Zeichen also, das sich der Mittel unserer Mediengesellschaft bedient. Es wird ganz real durch Interaktion belebt, die ihrerseits sozialen Zwecken zufließt. Mithin Kunst, die sich sozial auswirkt. So weit, so modern. [...]

    Helmi Ohlhagens etwa 8 Meter großes Lichtobjekt erforderte in der Herstellung äußerste Präzision, wobei die Firma biber-neon aus Bebra ihr Bestes gab. Die mit dem Mund geblasenen Lichtrohre liegen in unterschiedlicher Höhe und Stärke jeweils auf Aluwannen auf, die ihrerseits von einem Stahlgerüst getragen werden. Im Falle der aufrecht stehenden Pflanzenranke wurde die Wanne violett lackiert. Bei der aus gelben Lichtrohren bestehenden Herzform wurde sie tiefrot lackiert mit dem Effekt, dass hier ein zinnoberrotes Leuchten entsteht. Diese Farbe und dieses Licht verändern sich je nach Distanz des Betrachters. In der Nahsicht stellt sich ein warmer Lichteindruck ein. Auf größere Entfernung gesehen, zum Beispiel auf 2 km Luftlinie hinüber zur Stadt, dominiert eher ein kühleres Rot, da das gelbe Licht nicht so weit durch die Luftschichten hindurch dringt. Im bewussten Gegensatz zu der aufgerichteten violetten Blattranke, die immer strahlt, kommt das Herz nur bei Anruf zum Leuchten, strahlt allmählich „wie ein langer Atemzug“ auf (Helmi Ohlhagen im Gespräch), um dann nach Ende des Telefonats ebenso langsam wieder zu verglimmen.

    Diese Verzeitlichung des Lichts ist Helmi Ohlhagen wichtig; und sie ist es auch, die eine erste Brücke zu ihren Bildern schlägt. Hier hält sie die Farbschichten transitiv auf der Fläche im Werden und Vergehen. Aber auch der klare Umrissstil ihrer Linien in Siebensiebenzwölfnullsieben mutet für den Kenner ihrer grafischen Arbeiten und Gemälde vertraut an. Ich denke zum Beispiel an eine Darstellung aus ihrem eindrucksvollen Gemälde-Zyklus Schlangenhaus, die Ubbelohdes Sterntalermädchen als Umrissfigur zitiert und zugleich verfremdet [...]

    Eine derartige über die autonomisierte Farben- und Liniensprache vollzogene Verfremdung des Zitats unternimmt nun Ohlhagen in Siebensiebenzwölfnullsieben ins Signethafte gewendet und notwendig vereinfacht und monumentalisiert. So wie wir das Sterntalerkind auf seiner Suche nach Geborgenheit neu wahrnehmen und damit dem Grimmschen Märchen eine weitere Sinnschicht hinzugewinnen konnten, so bleibt auch in Siebensiebenzwölfnullsieben ein eigenes Spannungsverhältnis von Original und Zitat zu entdecken. [...]

     

    Der vollständige Textbeitrag ist erschienen in: Susanna Kolbe und Christa Lichtenstern: Das Marburger Lichtkunstwerk Siebensiebenzwölfnullsieben von Helmi Ohlhagen. Jonas-Verlag, Marburg 2007. ISBN 978-3-89445-392-3