von Michael Herrmann
Es hat einige Überzeugungskraft gekostet, Helmi Ohlhagen dazu bewegen zu können, ihre schon vor vielen Jahren begonnene Bilderserie der Schalen weiter zu führen und eine Entwicklung innerhalb dieses Themenraumes zuzulassen.
Helmi Ohlhagen ist im Umgang mit ihrem Arbeitsmaterial sehr sensibel. Sie achtet auf jedes Pigment, auf das Bindemittel und auf den Bildträger. Das wirkt sich aus. Ihre Bilder strahlen von jeher etwas Kostbares aus, sie sind sorgfältig aufgebaut und ausgeführt.
Der Umgang mit den seltenen und erlesenen Farbpigmenten, deren Herkunft sie genau erforscht, führte zu der Versuchung der Künstlerin, sich ganz der Lust der reinen Malerei hinzugeben, der Begeisterung für die feinen Materialien und deren empfindsamen Gebrauch.
Nicht selten war ihr folglich der abgebildete Gegenstand inmitten der pastosen, oft zu Krusten vertrockneten Malerei im Wege.
Dennoch sollte das abgebildete Objekt nicht zu kurz kommen. Obwohl in ihrem malerischen Werk viele gegenstandslose Arbeiten entstanden sind, tauchen die Schalen immer wieder in allen Form- und Farbvarianten auf. Noch dazu sammelt sie japanische Teeschalen, kann sich stundenlang über ihre Formen erfreuen und spricht über verschiedene Epochen der fernöstlichen Trinkgefäße.
Ihr ist sehr bewußt, dass das nach oben geöffnete Gefäß eine archaische Urform des Gebens und Nehmens ist. Eine von Menschenhand gefertigte Schale sammelt Flüssigkeit in ihrem Innenraum und kann bei Bedarf den lebenspendenden Inhalt abgeben.
Diese Naturform, in vergleichbarer Form in der Pflanzenwelt zu finden, steht als Symbol für das Empfangen und Geben lebenswichtiger Energien und wird daher auch in Abbildungen vom Betrachter als zeitlos und epochenübergreifend empfunden.
In Helmi Ohlhagens Schalenbildern taucht das Gefäß in verschiedenene Positionen auf. Mal mehr im Hintergrund, dann wieder im Bildvordergrund, mal klassisch in der Form, dann wieder als sehr flaches Objekt, mal scheinbar im Raum schwebend dann wieder konstruktiv in einem angedeuteten Innenraum verankert.
Man freut sich über eine jede neue Variante dieser kostbaren Bilder und mag daher hoffen, dass diese Serie auch in der Zukunft weitergeführt wird.
Der Textbeitrag ist erschienen in: Galerie am Dom Frankfurt und Lorraine Ogilvie Gallery (Hrsg): Helmi Ohlhagen: Today Only: Malerei 2004–2014. Mit Texten von Michael Herrmann, Eckhard Kremers und Michael Marks. Auflage 800 Exemplare, davon 20 Vorzugsausgaben mit einer Radierung, Softcover, 27,5 x 21 cm, 64 Seiten. Frankfurt 2014.